Markus Gull
Weihnachtswichtel steht im Wald. Alle Äste sind mit Raureif vereist.

Kennst du Wichteln 2.0?

Hast du alle Weihnachtsspuren bereits aus deiner Behausung beseitigt? Gutscheine eingelöst, Umzutauschendes umgetauscht, Weihnachtsbaum entsorgt, sind Tisch- & Fensterdeko im Keller, Tannennadeln unterm Teppich …? Der Brauch will es, dass ab Dreikönig wieder alles so aussieht als wäre nichts gewesen. Wir selbst sehen halt nicht danach aus – Weihnachtsspeck und so, aber das wird schon, oder?

Denn dafür haben wir ja etwas am Schirm, das dem schönen Brauch Neujahrsvorsätze entspringt. Außer, wir lassen wie alle Jahre den etwas weniger schönen Brauch des Neujahrsvorsatzaufgebens hoch leben. Dafür bleibt uns, um die Erkenntnisse der Statistik zu erfüllen, noch bis Ende Februar Zeit. Denn nur ein Viertel der Neujahrsvorsatzhaber:innen hält länger als zwei Monate durch. Ein Viertel gar nur einen Monat, und zehn Prozent der Vorsätze landen bereits nach einem Tag am Schneevongesternhaufen.

So wollen’s die Gebräuche, von denen es vor Weihnachten ebenfalls eine Fülle gibt. Adventsgesänge und Perchten und Bastelstunden und Nikolo und Sichmitpunschwegballern und sich streiten, ob denn das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke bringt.

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Im Blogcast lese ich Dir diesen aktuellen Blogartikel vor. Mit Betonung, versteht sich!

Ach ja, Geschenke!

Im Kolleg:innenkreis ist in dieser Hinsicht das Wichteln recht beliebt. Kennst du? In Wichtelpedia steht darüber geschrieben: Wichteln, ist ein meist vorweihnachtlicher Brauch, der unter Arbeitskollegen, in Vereinen, in Schulklassen, von Jugendgruppen und virtuell in verschiedenen Online-Communitys gepflegt wird. Dabei wird durch zufällige Auswahl für jedes Gruppenmitglied ein anderes Gruppenmitglied bestimmt, von dem es dann beschenkt wird.

Auch wenn das prinzipiell sehr sympathisch klingt und am Teambuilding-Kristall durchaus positive Facetten funkeln lässt, gebe ich zu: mir ist das immer wahnsinnig auf die Nerven gegangen. Ich hab‘ das stets als die wundersame Verwandlung des Schenkens in Stress empfunden. Für Schenkende und Beschenkte gleichermaßen, übrigens. Außerdem kommt dabei etwas dazu, was das Schenken an sich ad absurdum führt: allermeistens ist ein wenig Kalkül in jeder dieser kleinen gewichtelten Aufmerksamkeiten eingebaut, was die Idee des Schenkens ad absurdum führt. Der kluge Wilhelm Schmid schreibt in seinem erfreuenden Büchlein „Vom Schenken und Beschenktwerden“: „Aufmerksamkeit ist eine Ausdrucksform der Energie, die einer dem anderen schenkt. Danach sehnen sich alle, aber nicht in allen Beziehungen ist sie zu haben.” In absolut keiner Beziehung ist diese Aufmerksamkeit zu planen oder gar zu verordnen, finde ich. Außer in einer schlechten Beziehung.

Heuer fiel mir eine spezielle Wichtelvariation auf: Schrottwichteln. Soweit ich das Regelwerk verstanden habe, könnte man das auch als Bösewichteln bezeichnen, dem Ungeist der Zeit folgend auch als 2.0 Upgrade. Seinen Krempel, den man weder im Wald vergraben noch auf eBay verchecken kann, verkleidet man als Geschenk, welches man dem zugewiesenen Mitwichtel unterwichtelt. Das Beste, das dabei herauskommt, ist, dass alle lachen, also das beschenkte Wichtelein ein bissel auslachen und den Schenkwichtel ob seiner Originalität besingen. Und, spielentscheidender Umstand, was zum Posten hat man auch!

Somit ist die Idee des Schenkens auf einer weiteren Ebene zerblödet, denn es geht nicht mehr ums Du sondern nur noch ums Ich – wir wICHteln sozusagen. Der, dem das am allerbesten gelingt, wird vermutlich bald nur noch mit sich selbst befreundet sein und sich fortan in der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst üben. Auch darüber gibt’s ein Buch von Wilhelm Schmid, das als Gegenentwurf zum Schrottwichteln verstanden werden darf.

Was ist wichtiger als ich?

Ja, das ICH. Das treibt so vieles an. Das treibt so viele an. Gerade Unternehmen, Karrieren, das Business. Da geht’s so oft und immer, immer wieder und immer häufiger um Selbstverwirklichung, pardon: SelbtsverwirklICHung, die mit Erfolg verwechselt wird, im schlimmsten Falle mit Berufung oder, Gott möge abhüten, mit Erfüllung. Eine scheinbare Erfolgsgeschichte, tatsächlich Schrottwichteln mit und für sich selbst.

Warum das so ist?

Auch wenn es oft so aussieht, geht es in Beruf und Business nicht nur darum, wasgegeben wird, sondern warum das geschieht. Was ist das Anliegen? Wo liegt die Nützlichkeit, der innere Wert für diejenigen, die etwas bekommen, das Wohlwollen? Dieser Aufmerksamkeit entspringen nämlich Bedeutung und Beziehung. Für die Gebenden und die Empfangenden im Gleichklang. Hier entsteht ein Beitrag für etwas, das über das ICH in der Selbstverwirklichung hinauswächst.

Geht es hier ums Bäume umarmen, ums verpönte Weltverbessern oder um das, was man so verächtlich Gutmenschentum nennt? Soweit ich das beobachten kann, nicht. Wobei das flächendeckende Verbessern der Welt durch gute Menschen einen Versuch wert wäre, mal als Gegenprogramm für das, was die letzten paar hundert Jahre nicht so wirklich funktioniert hat, wie dir jeder nichtumarmte Baum im Regenwald ebenso bestätigen kann wie (theoretisch) jede ausgestorbene Spezies.

Man kann’s gerade so tun, wie’s uns die Marschallin im Rosenkavalier rät: „Leicht muss man sein, mit leichtem Herzen und leichten Händen, halten und nehmen, halten und lassen.” Also so wie Monica.

Mit Monica durfte ich gestern und vorgestern an der Story und am, ja: Businessmodell für ihr wunderbares Herzensprojekt arbeiten, mit dem sie in einer leichtfüßigen Weise den Menschen hilft, ihre kreative, schöpferische Seite wieder zu entdecken und zu erleben – einen wesentlichen Teil ihres verschütteten Menschseins also. Gleichzeitig wird in dieser speziellen Idee Zeugs, das sonst bestenfalls geschrottwichtelt wird, in Objekte der hellen Freude verwandelt. So füllt Monica ein Vakuum, ein Seelenloch zumal, das so viele von uns spüren, aber gar nicht beschreiben können, und holt dabei tatsächlich Wertvolles aus den Mülltonnen.

Jetzt dann, wenn ich das hier fertiggeschrieben habe, treffe ich Claudia zu einer Spaziergangs-PowerHour für ihr famoses Projekt, bei dem sie mit Gamification Menschen in Städten zeigt, wo’s schöne Sachen zu entdecken gibt und vor allem Trinkwasserbrunnen. Gleichzeitig zieht sie damit die vermaledeiten Plastikflaschen aus dem Verkehr. Das Flaschenpfand drauf wird nämlich das Problem nicht lösen. Aber Claudia vielleicht, ein Stückerl halt.

Durch derlei Projekte kommt das große Ich aus wICHtig raus, dafür wird das aufmerksame, das verbindende WIR in WIRtschaft reingewichtelt. Solche unternehmerischen Ideen sind Geschenke für uns alle. Das ist eine unternehmerische Ausdrucksform von Energie, die einer dem anderen schenkt. Oder, wie Khalil Gibran sagen würde: „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe.”

Zu den besonderen Privilegien meiner Arbeit gehört, dass ich bei solchen Projekten als Mentor begleitend dabei sein darf. Immer wieder in der Wolle gefärbte Social Entrepreneurships sind das, also Firmen von Menschen, die mit unternehmerischem Sachverstand notwendige Verbesserungen in die Welt bringen und so Business machen, das nicht nur profitabel und gut ist, sondern gut für etwas und gut für viele.

Aber auch in klassischen Unternehmen, die einst aus rein wirtschaftlichen Gründen auf der Basis von Marktchancen und Know-how gegründet wurden, machen sich in wachsender Zahl Menschen – Entrepreneure und Intrapreneure – auf den Weg, sich von innen heraus zu erneuern. Riesige Industriebetriebe, ja sogar politische Organisationen klopfen an meine Tür mit der Frage: „Kannst du uns bei unserer neuen Story helfen?“ Mein „Ja, gerne!” führt dort rasch zur verwandelnden Erkenntnis: „Hey, wir haben ja nicht nur ein brummendes Business, wir hätten ja sogar eine Aufgabe, die uns erfüllt, wenn wir sie erfüllen.”

Einer der wesentlichen Auslöser ist dabei die Sehnsucht der Mitarbeiter:innen und der potenziellen Mitglieder fürs Team, der Sehnsucht nach mehr als Selbstverwirklichung. Nämlich nach Sinn in ihrem täglichen Tun, der übers Ich hinausreicht. Das betrifft bei weitem nicht nur Potentials und High-Potentials aus Bobostan, das betrifft uns alle, denn es macht uns Menschen aus. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn in diesen Gruppen im Advent wenig gewichtelt, aber das ganze Jahr hindurch viel geschenkt wird. Aufmerksamkeit zum Beispiel.

Spürst du für dich selbst, deinen Beruf, dein Unternehmen, dein Team oder deine Marke, dass eine neue Geschichte gebraucht wird? Bist du im Aufbruch, am Sprung zur Verwandlung? Dann wünschst du dir vermutlich unterstützende Begleitung in Form einer Mentorin oder eines Mentors. Ich selbst hatte und habe viele davon, die allermeisten traf ich nie persönlich, sondern hab mir das, was sie zwischen Buchdeckel legten, hinter meine Ohren geschrieben.

Wenn du das Gefühl hast, ich könnte für dich der inspirierende Mentor sein, wäre es mir eine Ehre, dich zu begleiten. Dafür gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, ja nach Stand deiner Dinge. Zum Beispiel gibt’s die PowerHour als sehr einfache, schnelle Impulseinheit, denn der professionelle Blick von außen kann oft sehr schnell und wirkungsvoll helfen. Oder das New Story Bootcamp als intensives Arbeitspaket vor allem für Marken & Unternehmen, oder das strukturierte New Story-Mentoring – also mein Platinum-Programm im One on One.

In jedem Fall arbeiten wir gemeinsam an deiner kraftvollen inneren Story, die dich bewegt, führt und antreibt bis hin zu deinem Kleinen Story ABC mit großer magnetischer Wirkung.

Wir schärfen deine Perspektive, finden heraus, was der echte Kern deiner Aufgabe ist, welche Bedeutung deine Arbeit für dich und dein Publikum hat, was die einzigartige Wirkung deiner Arbeit ausmacht und formulieren den entscheidenden Leitsatz für dich, deine Arbeit und alles, was danach kommt. Für deine Neue Geschichte, die du der Welt schenkst, weil sie eben nicht nur gut, sondern auch und vor allem für etwas gut ist.

Vielleicht ist ja genau das der entscheidende Impuls, der dieses Jahr ganz ohne Vorsatz aber mit beherzter Tatkraft, heißem Herzen und kühlem Kopf zum besten Jahr werden lässt, das du jemals hattest?

Damit beschenkst du dich selbst und die Welt, ganz im Sinne meiner Großmutter, der alten Story Dudette, die den, gerade an den Lagerfeuern in den Bergen des Alpenlandes bis heute ausgeübten Brauch des Story-Wichtelns begründete, dessen Leitsatz lautet: „New Story. New Glory.”

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