Googelst du noch oder promptest du schon? Ist prompten eigentlich das neue googeln? Ein allgemein verwendetes neues Wort für das Suchen mit AI gibt’s ja noch nicht, oder? „Ich werde einmal ChatGPT befragen …” sagen alle. Bissel sperrig finde ich. Da brauchen wir was Besseres! Mal ChatGPT befragen …
Dort werden – Stand jetzt – täglich über 2,5 Milliarden Prompts eingegeben. Fragen über Fragen, Wünsche über Wünsche. Fragen eigentlich wir die KI, oder in Wirklichkeit sie uns? So lernt das Ding doch, habe ich verstanden. Das macht es schon fast wieder menschlich, denn auch wir lernen vor allem durch die Fragen, die uns gestellt werden.
ZU FAUL ZUM WEITERLESEN? DANN HÖR MIR ZU:
Im Blogcast lese ich Dir diesen aktuellen Blogartikel vor. Mit Betonung, versteht sich!
Jene Fragen, die uns gestellt werden, auch von uns selbst, das sind die wichtigen, die nahrhaften. Durch die Antworten kommen wir uns und uns selbst immer näher, wenn’s gut geht. Dabei taugt die Effizienz in der Geschwindigkeit verfügbarer Antworten als Qualitätskennzeichen nichts. Der Weg des Suchens, Erkennens und schließlich Verstehens ist einer, der keine Abkürzung verträgt.
Dabei helfen uns Geschichten. Die überlieferten, lehrreichen, warnenden, metaphorischen Geschichten, die neuen Storys, die oft das Altbekannte zeitgemäß interpretieren und also gar nicht so neu sind. Die Narrative, mit denen wir uns beschreiben, was ist, was sein soll, was sein wird, uns Zusammenhänge erklären, Kontext herstellen, Orientierung geben, ein Bild von etwas zeichnen – ein Weltbild etwa, oder unser Bild vom Menschen. Diese Geschichten beschreiben alles in allem das, was man die Kultur einer Gemeinschaft nennen kann. Unsere Familie, unsere Gemeinde, unser Team, die Company, die Gesellschaft: so ticken wir.
Gute Geschichten stellen gute Fragen.
Mit fiktionalen Geschichten finden wir was raus. Dort stellen wir uns den wichtigen Fragen. Das heißt: die Figuren in den Geschichten finden als unsere Stellvertreter raus, was wir gerne in unseren wirklichen Leben über uns wissen wollen, um herauszufinden, wer wir sind, sein sollten, oder sein könnten sogar, wenn wir gut entscheiden.
Unabhängig von der Lebenswelt oder Epoche, in der diese Geschichten angesiedelt sein mögen, berühren uns die emotional nachvollziehbaren Situationen und schon geht’s los. Aschenputtel zum Beispiel: kennen wir nicht alle das Gefühl, wir wären nicht liebenswert? Oppenheimer zum Beispiel: kennen wir nicht alle das Zweifeln zwischen dem, was von uns erwartet wird und dem, was wir im Gegensatz dazu als richtig empfinden? Ikarus zum Beispiel: kennen wir nicht alle den Traum von Grenzenlosigkeit, aus dem wir in die Wirklichkeit stürzen?
Wir fragen uns, wie würde ich in dieser oder jener Situation entscheiden, vor allem dann, wenn ich im Dilemma stecke und zwischen zwei guten oder zwei schlechten Möglichkeiten wählen muss. Mein Schaden oder der jemandes anderen, Familie oder Karriere, Business oder Umwelt? – Warum heißt’s eigentlich immer „oder”? Warum nie „beides, und: …”? Mal ChatGPT befragen.
In der Beobachtung der fiktiven Characters in unseren Storys verstehen wir einiges über uns selbst. In Tragödien, Komödien, spirituellen Erzählungen, in großen Epen und kleinen Episoden – die Kunst imitiert das Leben, um ihrerseits wieder vom Leben imitiert zu werden. Oder läuft es gar umgekehrt? Eine Möbius-Schleife von Fragen und Antworten an uns selbst.
Ja, es sind eben jene Fragen, die wir nicht synthetisch beantworten können. Es sind Fragen, die wir ans Leben haben, die das Leben tatsächlich aber uns stellt: Wer bist du? Wer willst du gewesen sein? Und schließlich einmal: Warst du’s auch? Bist du dir gelungen?
Derlei Fragen bzw. Antworten sind un-promptable.
Hier geht’s nicht mehr um Optimierung, KI und KPIs, sondern um die Frage, warum wir da sind.
Warum sind wir hier?
Dieselbe Frage wie jedem einzelnen von uns, stellt sich übrigens auch Unternehmen und Marken. Viele sind nach wie vor der Meinung, sie wären hier, um zu wachsen und Profit zu machen. Nun ja, gegen Wachstum und Profit gibt’s nichts zu sagen, außer, man wirft einen Blick darauf, wie’s uns wirklich geht dabei.
Eine Untersuchung der Harvard Business Review darüber, wofür Menschen im Jahre 2025 AI am häufigsten verwenden, ergab:
1. Therapy & Companionship
2. Organizing my life
3. Finding Purpose
Platz 2 und 3 schafften es im Vorjahr noch nicht mal in die Top Ten.
Dazu passt, dass es noch nie zuvor einer so großen Zahl an Menschen möglich war, die oberste Stufe der alten Maslowschen Hierarchy of Needs zu erklimmen, um sich der dort lockenden Selbstverwirklichung hinzugeben, während man darüber staunt, dass 76 Prozent der in Arbeit stehenden Menschen gerade mal Dienst nach Vorschrift schieben, 14 Prozent bereits innerlich gekündigt haben und nur noch zehn Prozent in einer positiven inneren Beziehung zu ihrer Arbeit stehen (Gallup State of the Global Workplace Report 2024). Und das, obwohl Standpunkt & Haltung eines Unternehmens mittlerweile sogar der Nummer 1-Entscheidungsgrund für oder gegen einen potenziellen Arbeitgeber sind.
Andererseits treten in keiner Gruppe Frustration, Depression, Burnout, Suizidgedanken, Alkohol- & Drogenmissbrauch und zerbrochene Partnerschaften so häufig auf wie in jener der so genannten Erfolgreichen, nicht selten sogar alles zusammen im Paket.
Warum sprechen Psychologen trotz sich verdichtender Social Networks von einer Einsamkeitsepidemie?
Wachstum & Profit als Daseinszweck scheinen selbst dann deutlich zu wenig zu sein, wenn sich Quartal für Quartal Rekord an Rekord reiht. Dieses Gefühl beschleicht nicht nur mich, sondern eine wachsende Zahl von Menschen, zumal jene in leitenden Positionen in der Wirtschaft. Die Stichwörter „Purpose” und „Das Warum” werden angelegentlich dieser Erkenntnis schnell aus dem Ärmel aufs Flipchart geschüttelt, und zwar so oft, dass die beiden Begriffe mittlerweile zu Buzzwords verkommen sind. Richtig und wichtig sind sie trotzdem, denn wir wissen alle, dass je intensiver in einer Gruppe über einen Wert gesprochen wird, desto weniger ist er vorhanden. Das Gegurgle von Purpose, Why und Warum sagt nichts anderes aus, als die brennende Sehnsucht nach Sinn.
Was suchst du?
Das ist nicht weiter verwunderlich, zumal der Mensch per se ein sinnsuchendes Wesen ist und also an lebensbedrohlichem seelischen Nährstoffmangel zugrunde geht, wenn er seinen Sinn nicht sieht. Nicht einmal einen möglichen Sinn – schon gar nicht in seiner Arbeit. Denn dann verbringt er die meiste Zeit seines wachen Lebens in Sinnlosigkeit – siehe oben.
Und wenn die KI das tut, was sie tun soll, uns nämlich Arbeit abnehmen, dann werden viele nicht nur die meiste Zeit ihres wachen Lebens, sondern ihre gesamte Lebenszeit in Sinnlosigkeit verbringen. Wenn ein Mensch keinen tiefen Sinn findet, lenkt er sich mit Vergnügen ab, sagte uns der heilige Viktor Frankl. Und weil Vergnügen nun einmal relativ ist, gehen die einen saufen, die anderen shoppen und irgendwann gehen alle aufeinander los. Alles eine Frage der Zeit, und es geht ja schon los.
Das wird richtig ins Auge gehen. Außer, es gibt eine bessere Alternative – eine neue Geschichte, die beschreibt, warum wir da sind. Moment! Bitte nicht nur: Warum, sondern WOFÜR und FÜR WEN. Denn erst dadurch entstehen Bedeutung, Beziehung und Relevanz.
Wer erst sein Warum und seinen Purpose gefunden hat, hat noch nicht lange genug gesucht, oder an der falschen Stelle. Oder beides.
Wir brauchen Bedeutung – für uns selbst, unsere Teams, unsere Unternehmen. Die wurzelt im Purpose und entfaltet sich in unserem nützlichen Handeln für jemanden oder für etwas. Durch verwirklichen und verkörpern, nicht in irgendwelchen Postulaten, die wir auf Plakate schreiben, in Videos bebildern oder sonstwo posten. An unseren Entscheidungen – zumal im Dilemma – wird sichtbar, wer wir sind. So gilt die Formel: Bedeutung = Purpose x Relevanz in Aktion. Der Erfolg – also Profit und hohes Ansehen – ist eine Folge draus und nicht das Ziel.
Was dieser Purpose sein kann, aus dem deine Bedeutung entspringt, und schließlich dein Gelingen, diese Antwort kann dir niemand anderes beantworten als du selbst. Was dir wichtig ist, was du achtest und was du ächtest, was du liebst und was du fürchtest, was du hasst und was du schützt, was dir lebens-wichtig ist … Das kann ganz privat, persönlich und klein sein, oder universell und groß – ein Anliegen ist es allemal und will gelebt werden.
Was dir beim Entdecken helfen kann, sind Geschichten. Die guten Geschichten, jene, die wichtige Fragen stellen, in Frage stellen und mögliche Antworten zeigen. Denn, um bei C.G. Jung zu borgen: „Das Leben wird dich fragen, wer du bist, und wenn du es nicht weißt, wird das Leben es dir sagen.” Hier geht alles Prompten augenblicklich ins Leere.
KI und ihre Tools wurden entwickelt, damit irgendjemand Daten abgreifen und irrsinnig viel Geld damit verdienen kann. Zu denen gehören vermutlich die Erfinder. Doch immer öfter funkelt in mir ein Gedanke, dass die Künstliche Intelligenz völlig unbemerkt und ungewollt eine große Chance eingebaut hat. Sie treibt uns an, unsere Menschlichkeit endlich und neu zu entdecken. Paradoxe Intervention quasi.
Wir Menschen in unserer existenziellen Form, jenseits unserer vernutzbaren Funktionen als Credit Card Holder und Human Resources, brauchen die echten Antworten, die wir uns selbst und einander geben können. Wir finden sie dort, wo wir als Menschen angewachsen sind: in unserem Lebenssinn, in unseren Werten, in unserer relevanten Bedeutung.
Bruchlinie statt Stromlinie.
Denn so mächtig die neuronalen Netze der Künstlichkeit auch ausmetastasieren mögen, sie bleiben künstlich, doppeln Bekanntes durch Bekanntes mit Bekanntem auf, verwehren uns das Komplementäre und jene Brüche, aus denen das Licht ins Leben dringt.
Denn der Mensch ist mehr als von der Evolution zur Vollendung getriebene Zellteilung voller aufgeklärter „reiner Vernunft”, aber dennoch in der Regel mit etwas zu wenig Hirn.
Eine Symphonie ist mehr als nach den Regeln von Physik und Akustik clever abgestimmte Frequenzen.
Liebe ist mehr als ein Cocktail aus unseren hormonellen Botenstoffen Serotonin, Phenylethylamin, Dopamin, Oxytocin.
Wirtschaft ist mehr als Wachstum, Wohlstand und ein dicker Bauch.
Literatur ist mehr als 26 Buchstaben nach den Regeln der Grammatik originell sortiert, sodass jedes Jahr zigtausende neue Bücher erscheinen.
Literatur, die Geschichten, jene bedeutenden, die von dir und mir und von uns allen handeln, die Geschichten aus Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, Herz und Nieren, Hand und Fuß, die sind unsere erweiterte Intelligenz. Nicht umsonst heißt es, lesen sei denken mit dem Hirn eines anderen.
Die Geschichten, die wir haben, sind letztlich der Kraftstoff fürs Immunsystem, das uns vor der Verkünstlichung unserer geteilten, wertvollen Selbst-Gespräche schützt: ein Anti-Idiotikum.
Solche Geschichten haben Format ohne formatiert zu sein, sind Maske und Spiegel gleichermaßen, ziehen die authentischen Bruchlinien abseits der Stromlinie, sind bitte, bitte nicht perfekt, suchen Widerspruch und ertragen ihn kaum, sind nicht clever, sondern wahrhaftig. Sie strotzen vor Empathie unter der prachtvoll faltigen Haut gelebten Lebens. An diesen segensreichen Ort könnte uns KI völlig unbeabsichtigt treiben. Das wäre die grandioseste Revolution aller Zeiten: die Menschlichkeits-Rebellion.
Fünf Felder sind frei.
Die fünf großen Sehnsuchtsfelder des Menschen sind Verbundenheit, Entfaltung, Sicherheit, Sinn und die daraus erwachsende Relevanz. Und es ist kein Wunder, dass die Zukunftsforschung eben jene Felder für die wichtigsten der Zukunft voraussagt, in denen Unternehmen und Marken tatsächlich reüssieren können, weil genau dort im Zuge unseres aktuell herrschenden und alles durchwuchernden Narratives des kulturellen Kapitalismus, in dem auf alles und jeden der hektisch prüfende Blick nach Vernutzbarkeit fällt, ein Vakuum epischen Ausmaßes entstanden ist. Wenn Unternehmen dort Mehrwert schaffen, begründen sie resiliente Beziehungen zu Mitarbeiter:innen und Kund:innen, weil sie Bedeutung haben und geben. Bitte weitersagen!
Wenn du hier für dich selbst, dein Team, deine Marke, dein Unternehmen ein Vakuum erkennst, dann sollten wir besprechen, wie ich dich mit meinen Programmen und Tools aus der New Story Academy dabei unterstützen kann.
Mit den exklusiven Tools, Programmen und Methoden begleiten wir in der Academy Menschen, die sich um echte Markenarbeit bemühen, und ihre Brand Story mit authentischer Bedeutung aufladen wollen. Das gelingt oft schnell, mitunter sogar sehr schnell, weil eben dank eines gerüttelt Maßes an Erfahrung sowie intensiven Lernwerten aus gelungenen Projekten (und auch aus dem Gegenteil) ein Nährstoff-strotzendes Kraftpaket zur Verfügung steht.
Auf der New Story Academy–Website findest du unter anderem ein besonderes Angebot für den raschen Vitaminkick die PowerHour. Ausführliche Workshop-Programme gibt’s dort auch, für umfangreiche Aufgabenstellungen, die allesamt eines zum Ziel haben: dich und dein Team schnell und effizient in die Lage zu versetzen, eine bessere Brand Story zu finden und besser zu erzählen als das bisher gelungen ist. Damit dein Team, deine Kunden und Kundinnen schnell verstehen, was sie von dir haben und bekommen, wie sie ihr Potenzial entfalten können, warum das für sie relevant ist und damit sie deshalb zu dir kommen und bei dir bleiben. So einfach ist das unterm Strich.
Falls du darüber hinaus eine spezielle Frage hast, schick mir gerne eine Nachricht. Als Leser:in meines Blogs kannst du dir aber auch hier direkt in meinem Kalender ein kostenfreies Check-In-Gespräch reservieren (online).
Warum mir das so wichtig ist? Ganz einfach deshalb, weil ich überzeugt davon bin, dass die meisten Menschen, in ihren Jobs, mit ihren Unternehmen & Marken mehr Sinn finden wollen und sollen, als sie das bisher können und die KI-Umbrüche ein weites Feld an Chancen dafür aufmachen.
Die meisten von uns wollen sinnvolle Arbeit leisten und den Sinn der Arbeit an ihr Team vermitteln, weil sie wissen, wenn du deine ur-eigene Aufgabe erfüllst, dann erfüllt dich das. Und zwar ganz lebensnah und handfest, jenseits von wundersamen „Lebe deinen Traum“-Versprechen, die vor allem das Konto der amtierenden Gurus, aber nicht deine klaffende Lücke füllen.
In unserer Community sind die meisten auf diese ermutigende Tonlage gestimmt. Sie verstehen, dass wir in der so genannten Wirtschaft den wirkmächtigen Hebel in der Hand haben, die düsteren Narrative unserer Zeit über Dualität, Dominanz und Destruktion in eine neue Geschichte – die New Story – zu verwandeln. Das ist die Geschichte von Verbundenheit, entfaltetem Potenzial und gefundenem, erlebtem Sinn. Diese New Story schreiben wir dann, wenn wir einander unterstützen. Denn nicht KI, sondern Menschlichkeit ist das Maß aller Dinge und die wahre Revolution.
Und bevor ich es vergesse: Meine Großmutter, die alte Story Dudette, hat kürzlich gepromptet, was Unternehmen in Zeiten des Umbruchs unbedingt verstehen müssen, und sie hat eine klare Antwort erhalten: „New Story. New Glory.”



